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Zweite Verhandlung in Sachsen-Anhalt ergebnislos

Angebot der Arbeitgeberseite enttäuscht - Warnstreiks werden nun vorbereitet

 

Kühle Temperaturen, hitziger Empfang: Als die ersten Arbeitgebervertreter zur zweiten Tarifverhandlung eintrafen, wurden ihnen in den Morgenstunden bei kühlen 8 Grad Außentemperatur von rund 100 Metallerinnen und Metallern ein hitziges Ankommen bereitet. Mit Sprechchören, Bannern und Fahnen in der Hand sowie einer Menge Entschlossenheit in der Lunge brachten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ihren Frust über das Arbeitgeberverhalten in der ersten Tarifrunde zum Ausdruck. Damit verbunden die klare Erwartungshaltung, dass es keine weitere Hinhaltetaktik und keine weiteren Ausreden am Verhandlungstisch geben möge.


Rund 100 Metallerinnen und Metaller machen Lärm für ihre Forderungen vor dem Verhandlungsort


Diese Aktion brachte die Vertreter des Arbeitgeberverbandes offenbar zu einer ersten Erleuchtung: Statt erneut mit leeren Händen in der Verhandlung zu erscheinen, brachten sie zumindest ein erstes Angebot mit. Während die IG Metall aber eine Entgelterhöhung von 7 Prozent für 12 Monate sowie 170 Euro mehr für die Auszubildenden fordert, bieten die Arbeitgeber nur Mini-Prozente mehr Geld bei einer gleichzeitigen Tarifvertragslaufzeit von 27 Monate an – diese Erhöhungen sollen, wenn es nach der Arbeitgeberseite geht, mit 1,7 Prozent zum 1. Juli 2025 und weiteren 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 erfolgen. Im Gegenzug wollen die Arbeitgeber mehr und entfristete Differenzierungsmöglichkeiten. Bei den Ausbildungsvergütungen würde man sich zwar auch eine überproportionale Erhöhung vorstellen können, bezifferte dies aber nicht konkreter. Die Verbesserungen von tariflichen Freistellungszeiten sollen in regionalen Arbeitsgruppen besprochen werden. Zu der Frage einer sozialen Komponente sieht die Arbeitgeberseite keinen Handlungsbedarf.

 

Insgesamt lässt sich das Angebot der Arbeitgeberseite aus Sicht der IG Metall wie folgt zusammenfassen: Zu wenig, zu spät, zu lang. Dementsprechend wies die IG Metall das Angebot der Gegenseite zurück und rief den Arbeitgeberverband zur schnellen Nachbesserung auf, welche den Forderungen der Beschäftigten mehr Rechnung trägt. Nach einer Stunde endete die Verhandlung ergebnislos.

 

Thorsten Gröger, der Verhandlungsführer der IG Metall für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, äußerte sich deutlich zur Situation: „Das vorgelegte Angebot ist zumindest nicht mehr nichts, aber ist natürlich sowohl im Volumen als auch von der Laufzeit völlig inakzeptabel. Damit werden die Herausforderungen der Beschäftigten in keiner Weise gelöst. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber bis zur dritten Verhandlungsrunde nochmals die Köpfe zusammenstecken und intensiv an einer Nachbesserung des Angebotes arbeiten. Unsere Anforderungen sind bekannt, die Friedenspflicht läuft in nicht einmal zwei Wochen ab. Die Arbeitgeber sollten sich den 29. Oktober fett im Kalender einkreisen, ab da sind Warnstreiks möglich und wir werden alle Register ziehen, wenn es dafür sorgt, dass wir am Verhandlungstisch ein Angebot präsentiert bekommen, das seinen Namen auch wirklich verdient.“

 

Gröger betonte weiter: „Das Angebot ist weit davon entfernt, die Kaufkraft der Beschäftigten nachhaltig zu stabilisieren, geschweige denn die wirtschaftliche Stabilität der gesamten Branche zu sichern. Es braucht dauerhafte und kräftige Entgelterhöhungen – nur auf diese Weise kann der private Konsum wieder an Fahrt aufnehmen und nur so lassen sich gesamtkonjunkturelle Wachstumsimpulse setzen. Mit homöopathischen Entgeltsteigerungen lassen sich nicht die Inflationsbelastungen der letzten Jahre auffangen. Dass man bei den Auszubildenden grundsätzlich gesprächsbereit ist, zeigt zumindest, dass man sich der Verantwortung für den Nachwuchs und der grundsätzlichen Attraktivitätssteigerung im Kontext des Fachkräftebedarfs bewusst ist. Hier hat scheinbar die Aktion unserer IG Metall-Jugend in der ersten Tarifrunde Eindruck hinterlassen. Zeitgleich reicht es nicht, eine überproportionale Erhöhung der Vergütungen zu benennen, man muss sie auch beziffern können!“

 

Eine dritte Tarifverhandlung ist für den 05. November 2024 terminiert. Ab 29. Oktober sind Warnstreiks möglich und scheinbar notwendig. Bereits bei der ersten Verhandlung hat die IG Metall klargemacht, dass rasche und angemessene Reaktionen seitens der Arbeitgeber erforderlich sind, um eine konstruktive Verhandlung zu ermöglichen. „Die erste Warnung haben die Arbeitgeber ignoriert, jetzt gibt es die gelbe Karte. Wir werden uns auf Warnstreiks vorbereiten. Wenn die Arbeitgeber noch Überzeugungshilfe brauchen, dann werden unsere Kolleginnen und Kollegen vor den Werkstoren und in den Betrieben die richtigen Worte finden!“, so der Verhandlungsführer der IG Metall.

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